Empfehlungen für Angehörige

Empfehlungen für Angehörige

by Anneliese Aschauer

Empfehlungen für den Umgang mit psychisch belasteten Menschen

Aus meiner Arbeit mit Betroffenen und Angehörigen und in Anlehnung an folgende Quellen: „european alliance against depression“ und „hpe – Hilfe für Angehörige psychisch Erkrankter“ möchte ich Ihnen folgende Empfehlungen zum Umgang mit psychisch erkrankten Menschen mit auf den Weg geben!

1. Akzeptieren Sie den Zustand als Krise bzw. als Erkrankung!

Psychische Erkrankung ist NICHT ein Sich-gehen-lassen
Im Zentrum steht das „NICHT-KÖNNEN“ und nicht das „NICHT-WOLLEN“

2. Sprechen Sie an, was Sie wahrnehmen und helfen Sie Ihrem Angehörigen bei der Hilfesuche!

Sprechen Sie immer wieder an, was Sie erleben: z.B. „Mir fällt auf, dass du dich zurückziehst“. „Mir fällt auf, dass du sehr gereizt bist. Ich mache mir Sorgen um dich.“ „Ich erlebe, dass du sehr viel arbeitest und in der Freizeit völlig erschöpft bist.“….
Auch wenn Ihr/e Angehörige/r zunächst verleugnet – bleiben Sie am Ball, beobachten Sie und sprechen Sie Ihre Wahrnehmungen WIEDER an!
Bestärken Sie, professionelle Behandlung anzunehmen, ohne Druck auszuüben.
Ergreifen Sie die Initiative, nehmen Sie Ihren Angehörigen liebevoll „an der Hand “.
Entscheidungen abnehmen, ohne zu bevormunden.
Ev. Arzttermin vereinbaren, zum Arzt begleiten.

3. Wertschätzende aber klare Kommunikation mit dem Erkrankten

Das Befinden akzeptieren, so wie es geschildert wird.
Die Klagen nicht bagatellisieren, wegdeuten, ausreden.
Anteilnehmen und wertschätzend bleiben.
Berechtigte Kritik sofort offen, kurz und klar mitteilen.
Verleugnen Sie nicht Ihre eigene Betroffenheit (z.B. auch Ärger), aber drücken Sie dies in wertschätzender respektvoller Art aus.
Keine vorgespielte Fröhlichkeit oder Scherze, aber bewahren Sie für sich selbst einen gesunden Humor!
Klare Anweisungen geben, liebevoll konsequent bleiben.
Zur Stärkung des Selbstwertgefühls: kleinere bewältigbare Aufgaben zuteilen und verlangen > alles Gelingende anerkennen, bestärken, bestätigen.

4. Seien Sie zurückhaltend mit guten Ratschlägen!

Bitte vermeiden Sie folgende Aussagen:

„Reiß dich zusammen!“
„Anderen geht es viel schlechter als dir!“
„Das wird schon wieder.“
„Lass dich nicht so gehen.“
„Du musst nur wollen!“
„Du musst abschalten lernen!

5. Bleiben Sie geduldig und vermitteln Sie Rückhalt und Sicherheit!

Lassen Sie sich nicht entmutigen.
Zeigen sie sich optimistisch, dass die Krise auch wieder vorüber geht!
Zeigen Sie, dass Sie die Krise aushalten! (siehe Punkt 6 – Sorgen Sie dabei gut für sich selbst!)
Achten Sie auf eine gute Gliederung des Tagesablaufes.
Lenken Sie bewusst den Blick auf die gesunden Anteile, die Fähigkeiten und Ressourcen!
Bei Partnern: Verständnis zeigen, dass Sexualität gerade wenig Priorität hat.

6. Überfordern Sie sich selbst nicht!

Beachten Sie Ihre eigenen Grenzen der Belastbarkeit!
Sorgen Sie gut für sich und pflegen Sie Ihre eigenen Interessen weiter!
Pflegen Sie ihre sozialen Kontakte weiter!
Planen Sie Erholungszeiten zum Auftanken ein!
Lassen Sie sich nicht in das „Netz“ der Krankheit „spinnen“.
Holen Sie rechtzeitig zusätzlich Hilfe.
Haben Sie „Mut zu Fehlern“ und verurteilen Sie sich nicht selbst!

7. Treffen Sie keine wichtigen Entscheidungen während Krisenzeiten und Erkrankungsphasen

– z.B.: Schul-, Berufswechsel, Scheidung…

8. Wenn Sie befürchten, Ihr Angehöriger könnte sich etwas antun, sprechen Sie das Thema an

Fragen Sie Ihren Angehörigen, ob er daran denkt, das Leben zu beenden!
Scheuen Sie sich nicht, dieses Gespräch offen zu führen!
Die Sorge, dies könnte sie/ihn erst auf die Idee bringen, ist unbegründet
Wenn Ihre Sorge begründet ist, dann holen Sie professionelle Hilfe!!!
Wenn Sie sich mit der Thematik selber überfordert fühlen > professionelle Hilfe beziehen

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